Saturday, June 28, 2008

Konferenz die erste

Gestern und heute war ich auf einem ‚Energy, Transport and Sustainability Symposium’ hier in Wellington an der Victoria Uni, aber auf einem anderen Campus als ich sonst meine Zeit totzuschlagen pflege. Die Koinzidenz von Interesse meinerseits und kostenloser Teilnahme andererseits führten also zur Anmeldung zu dieser Veranstaltung. Um es gleich vorweg zu nehmen: Das Essen war der Hammer und schon allein deswegen hat es sich gelohnt ;o) Na gut, nun mal zum substantielleren Teil. Bei der Registrierung am Anfang gab’s erstmal Namensschildchen zum Umhängen und Wichtigaussehen. Am ersten Tag haben diverse Leute Präsentationen gehalten, wobei es um urban form, planning, electric vehicles, travel demand & behaviour, fuel policy & CO2 ging. Zum Abschluss konnte man sich außerdem noch einige Poster reinziehen, was ich dann aber auf den nächsten Morgen verschoben habe, weil sich meine Konzentration und Aufnahmefähigkeit asymptotisch ihrer Maximalkapazität angenähert bzw. diese überschritten hatten.
Tag zwei war der Interaktion/Verknüpfung von Forschung und Politik gewidmet. Vormittags gab’s zwei Präsentationen von wichtigen Leuten, die auch ganz gut waren. Für die erste Präsentation konnte die Uni mal zeigen was sie hat und was ihre Techniker drauf haben, denn der Redner wurde per Audio-Video-Konferenzschaltung in den Hörsaal übertragen. Nach ca. 15 min war dann auch das Problem gelöst, dass man entweder seine Powerpoint-Folien und ihn sehen konnte oder keine Folien, aber der nette und agile Herr zu sehen und zu hören war. Er befand sich in Edinburgh und machte es wohl richtig, wenn man das Thema der Konferenz bedenkt: Da bleiben, wo man ist und nicht durch zusätzliches Rumgefliege weitere Tonnen an CO2 produzieren. Sein Thema war jedenfalls die Entkopplung von Frachttransport und CO2-Emissionen.
Der zweite Hauptredner dieses Tages war physisch anwesend, was die Sache erheblich erleichterte, und sprach über Urban Design und dessen Beitrag zur CO2-Reduktion. Meiner Meinung nach hat er voll den Nagel auf den Kopf getroffen und viele gute Punkte aufgeworfen und der Großteil des restlichen Publikums war erfreulicher Weise auch dieser Meinung. Wollen hoffen, dass die Politikerfraktion, die anwesend war, sich das zu Herzen nimmt.
Nachmittags ging’s dann in die Workshops. Ich war bei einem als (bitte nicht totlachen) ‚knowledge harvester’ tätig (hatte mich einige Tage zuvor dafür gemeldet als Leute gesucht wurden, die mithelfen). Eigentlich sollte ich also am Ende die Hauptergebnispunkte zu jemand anders bringen, der das Ganze dann für die Abschlusspräsentation auf Powerpoint-Folien bannt. Na ja, im Endeffekt habe ich nicht wirklich was gemacht außer Zettel verteilt und wieder eingesammelt, aber es war soweit ein ganz netter Workshop, wenn auch nicht unbedingt mein Hauptinteressensgebiet. Alles in allem war dieser zweite Tag heute ziemlich angefüllt mich Policy-Geschwafel. Das klingt für mich immer alles so unkonkret und ich kann danach immer gar nicht wirklich sagen, was denn die Maßnahmen sind, die vorgeschlagen wurden. Das ging mir auch in meinem einen Kurs im Studium letztes Trimester so. Na ja, liegt sicher an mir; weiß auch nicht, ob ich das in D bzw. auf deutsch anders empfinden würde. Ich will damit also nicht sagen, dass ich Politik sonst nur als Geschwafel wahrnehme. So isses nich. Außerdem habe ich mich in D damit sicher in einem anderen Kontext auseinandergesetzt, soll heißen: Ich kann das womöglich nicht wirklich vergleichen, aber momentan geht es mir jedenfalls so, als ob das alles irgendwie schwammig ist und ich nicht auf Anhieb oder nicht viele handfeste Sache nennen könnte, die die konkrete Umsetzung betreffen. Es ist halt vieles „strategic“, „integrated“ und „coordinated“. Na ja gut, klar kann man sich darunter was vorstellen… ach Schwamm(ig) drüber! Ach ja, die Konferenz wurde übrigens unfreiwillig eilig und um 15 min. vorzeitig beendet, denn... ratet, was immer in den entscheidenden Momenten meines Lebens passiert...?! Genau! Feueralarm. War aber ganz gut in diesem Fall, denn sonst hätte sich die ganze Sache noch ziemlich hingezogen.
Gerade bin ich von der Abschiedsfete von einem deutschen Freund hier zurück. Extra relativ früh los, um den letzten Bus noch zu erwischen, aber mein Fahrplan und der an der Haltestelle wiesen eine halbstündige Zeitdiskrepanz auf, was mir verriet, dass der letzte Bus also schon seit einer ganzen Weile weg war. Nach etlichen Flüchen und Metern zu Fuß habe ich dann meine Premierenfahrt in einem Wellingtoner Taxi angetreten. Hmpf, ärgerlich das Ganze – man kann sein Geld auch sinnvoller anlegen als in Taxifahrten.

Tuesday, June 17, 2008

Die große Leere danach...?

mehr Steine als Erde


die pflanzwütige Masse bei der guten Tat des Tages

äthiopisches Essen: Was aussieht wie Stofffetzen sind Fladen aus fermentiertem Reis, die das Besteck ersetzen. Aber für mich als europäisches Weichei, das nicht mal einen Doener ohne Gabel öffentlichkeitsfähig essen kann, gab's auch Hilfsmittel. Alles sehr bunt und sehr lecker. Teller und Besteck natürlich aus ökologisch unbelastendem, da völlig verrotbarem Material :o)

Jessica 2.v.l. (bei der die ganze Aktion stattfand), Ralph 3.v.r. (Seminarleiter für einen meiner anderen Kurse)


das Anwesen - soweit das Auge reicht


die staunende Menge vor den Komposthaufen

Falls ihr noch nie ein Regenwurmei gesehen habt: Das ist eines. Aus einem solchen Ding schlüpfen 4 neue Würmer.

Wurmkultur in Reinform


Uff, da bin ich wieder. Die Zeit seit dem letzten Eintrag umfasst(e) den Endspurt des ersten Trimesters und inzwischen bin ich auch einigermaßen zuversichtlich, dieses halbwegs anständig hinter mich gebracht zu haben. Heute hatte ich meine zweite und letzte Klausur. Diese beiden schriftlichen Manifestationen meiner meist eher weniger als mehr zusammenhängenden geistigen Ergüsse waren vielleicht nicht der Brüller, aber ich denke, es sollte reichen um die Frustrationsschwelle zu überspringen und mir einen akzeptablen Notendurchschnitt zu sichern… na ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Nach der ersten Klausur letzte Woche waren wir in einem Pub, wo sogar auf großer Leinwand und mit Beamer die Fussballl EM lief, allerding gerade kein Spiel der deutschen Mannschaft. Ansonsten habe ich noch nicht mitbekommen, dass die EM hier Gesprächsthema wäre. Heute Abend waren ein paar andere Bars dran, aber da ich bin nicht fürchterlich spät und rein promillemäßig auch problemlos nach Hause gekommen. Einige meiner Kommilitonen waren allerdings konstant seit heute Mittag 12:30 Uhr am Trinken.
Ansonsten war in der Zwischenzeit World Environment Day, der dieses Jahr in Wellington ausgerichtet wurde. Ich war im Rahmen dessen nur bei einer Podiumsdiskussion auf welcher der IPCC-Vorsitzende, der UNEP Executive Director (übrigens jemand mit einem so was von deutschen Namen: Achim Steiner), NZ’s Minister für Climate Change Angelegenheiten und der Präsident von Kiribati (sprich: Kiribas) die Redner waren. Wie bei solchen Veranstaltungen wohl üblich gab es keine wissenschaftlich fundamentalen Neuigkeiten. Das Ziel besteht eher darin Aufmerksamkeit und Interesse des gemeinen Pöbels zu wecken. Hat bei mir ja auch gefruchtet. Interessant und beeindruckend fand ich die Schilderungen von Anote Tong (Präsident von Kiribati). Seine Regierung befasst sich schon seit einiger Zeit mit den Möglichkeiten, die die Kiribati haben um den Konsequenzen des Klimawandels in Form eines steigenden Meeresspiegels zu entkommen. Der Großteil des Inselstaates ist nur 2 m über dem Meeresspiegel gelegen. Wie der IPCC-Vorsitzende erklärte, wird zum Ende dieses Jahrhunderts allein durch temperaturbedingte Ausdehnung des Wassers der Meeresspiegel um einiges ansteigen, d.h. also Kiribati (und andere Inseln im Pazifik) wird zum Teil von der Landkarte verschwinden. Ich finde es ziemlich schockierend, dass wir es nun wirklich soweit gebracht haben, dass ganze Inselstaaten dem Klimawandel zum Opfer fallen. Die Kiribati wollen jedenfalls nach NZ „auswandern“ bzw. muss die Bevölkerung noch komplett überzeugt werden, dass es nötig ist, die angestammten Inseln zu verlassen. Es zeugt natürlich von weiser Voraussicht der Regierung, sich jetzt darüber Gedanken zu machen. Kiribati erörtert zum Beispiel mit NZ, ob es möglich ist, dass die betroffene Bevölkerung dann die NZ residency oder citizenship bekommt. Ich fand es dennoch irgendwie schockierend, die Konsequenzen des Klimawandels so konkret zu erfahren, denn ich hatte immer das Gefühl, dass es in Europa zwar auch eine sehr wichtige Angelegenheit ist, aber man doch immer noch nicht so fürchterlich unmittelbar betroffen ist (mal abgesehen von Hitzeperioden und Stürmen etc., bei denen man sich nicht einig war, ob’s der Klimawandel ist oder doch nur ein „normales“ Ereignis oder den Niederländern, die sich unterhalb des Meeresspiegels eingerichtet haben).
Im Rahmen des World Environment Day hat außerdem eine Dozentin auf ihrem permaculture-Anwesen einen Tag mit verschiedenen Gastrednern, Infos über Kompost und Pflanzen pflanzen veranstaltet. Es geht bei permaculture um Subsistenz und Nachhaltigkeit, denn das Ziel ist eigene Nahrungs- und Energieversorgung auf ökologische Art und Weise. Außerdem gab es einige Infos zu Matariki, dem Maori Neujahrsfest, das Mitte Juni begangen wird, wenn die Plejaden zu sehen sind. Ein paar von unserem Kurs sind also mit Regenjacken, Gummistiefeln und Spaten bewaffnet in den Zug nach Upper Hutt gesprungen um dem Ereignis mit tatkräftiger Unterstützung beizuwohnen. Es war ziemlich regnerisch, aber trotzdem sind nachmittags alle ca. 60 Mann raus und haben das Wurzelwerk von über 160 Pflanzen mit mehr oder weniger Professionalität und Elan im Erdreich versenkt. Obwohl… diese Beschreibung ist wohl mindestens mittelschwer übertrieben, denn es waren mehr Steine als Erde. Das „Pflanzgebiet“ befand sich direkt neben einem Fluss, der eben gerne mal Geröll liegen lässt, wenn er meint mit der Überflutung fertig zu sein. So schichteten wir also sorgfältig die Steine um die Pflanzen, nachdem wir ein Loch in das Geröllfeld geschlagen hatten. Zuvor gab es jedoch noch einige Auskünfte zu Kompost und den besten Zutaten zur Zucht von Regenwürmern.